Maerchenprozession

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Hier ein paar kurze Kostproben meiner Kunst

Der Sprudel

Es war einmal ein Sprudel, groß und schön und es sprudelte nur so aus ihm heraus - immer anders, aber immer gut.

Eines Tages kam ein Mensch. Dem gefiel der Sprudel und er baute sein Haus daneben, um die Schönheit des Sprudels genießen zu können. Doch einmal war der Sprudel so mächtig, dass er den Garten des Menschen überschwemmte. Daraufhin begann der Mensch eine Mauer um ihn herum zu bauen, um das zu verhindern. Der Sprudel sprudelte wieder über. Da machte der Mensch die Mauer höher und ein Dach darauf - der Sprudel brach an einer anderen Stelle hervor.

Der Mensch vertiefte die Fundamente und verstärkte die Mauern - schließlich war der Sprudel so gefaßt, dass er nicht mehr sichtbar und nicht mehr zugänglich war ...


©Karin Neef



©Maria Lanznaster / pixelio.de


Der kleine Tropfen Tau

Hast du ihn gesehen?
Den kleinen Tropfen Tau
im Blatt der duftenden Rose,
der ablöst
die Schwüle des Sommers?

Hast du gesehen
die Farben des Regenbogens,
die er versprüht?
Die Lichter des Universums.

Hast du's geseh'n?
Das weiche Rund
klar wie Kristall,
sich hingebend
der wärmenden Sonne.


Die Perlen des kleinen struwweligen Hornkamms

Es war einmal ein kleiner struwweliger Hornkamm, dem eine Zinke fehlte. Er lag in einem Kästchen und hätte gern mit den zerzausten Bürstenjungs gespielt, aber die hatten ihn bei ihren Spielen meist nicht gern dabei. Er war deshalb oft traurig. Mit einem kleinen Plastikkamm aus Italien wollte der Hornkamm nun aber seinerseits nicht gern spielen, denn der sprach ausländisch. Also verzehrte sich der kleine Hornkamm voll Sehnsucht nach den Bürstenjungs und fragte sie immer wieder, ob er mitmachen könnte. Meist ohne Erfolg.

Eines Tages zeigte der kleine Hornkamm einem der Bürstenjungs seinen Schatz - ein paar bunte Perlen. Die gefielen dem Bürstenjungen. Darum schenkte ihm der kleine Hornkamm eine besonders schöne. Nun durfte der kleine Hornkamm mitspielen. Die anderen Jungs bewunderten die Perlen auch, und nach und nach verschenkte der kleine Hornkamm seine Perlen an seine neu gewonnenen Freunde. Der Hornkamm freute sich, daß er nun echte Freunde gefunden hatte. Der Vorrat seines Schatzes hielt leider nicht lange an. Als keine Perlen mehr da waren, bröckelte die Freundschaft rasch ab.

Unser kleiner Hornkamm war wieder sehr traurig. Voll Kummer lag er in seinem Kästchen und weinte; da hörte er neben sich die leise, zaghafte Stimme des kleinen Plastikkammes:
"Willst du mit mir spielen?"


©Karin Neef













Maerchenprozession
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©paul adam / pixelio.de

Haiku


Kleiner Sonnenstrahl
dringst durch düsteren Regen -
's ist ein Löwenzahn




Was ist ein Märchen?

Ein Rosenstöckchen, dessen Knospen uns zunächst noch verschlossen sind.
Doch nach und nach erschließt sich uns eine Knospe nach der anderen, bis zuletzt das ganze Stöckchen blüht.
Und dann bemerken wir, wie sich in jeder Blüte noch ein Blatt entfaltet, und noch eins, und noch eins -

Aber wir würden den Zauber des Märchens nicht wahrnehmen, betrachteten wir es nur aus einer Sicht.
Wir müssen drum herum gehen und es von allen Seiten beschauen;
dann offenbart es sich immer wieder neu und reicht von der Oberfläche in unendliche Tiefen, die wir nur erahnen können.


©Karin Neef

Feld im Schnee
Acker gepfluegt
Weizenkoerner
Weizen Mohn Kornblumen
reifer Weizen
Weizenkoerner
Brotsorten
Strohballen
Acker gepfluegt
Feld im Schnee

Das gute Korn

Drei Burschen begegneten sich einmal unterwegs und fanden Gefallen aneinander. Sie waren bald so gute Freunde, daß sie beschlossen, zusammen zu bleiben und nur gemeinsam bei einem Herrn in Dienst zu treten.
Es waren muntere Gesellen. Der älteste hieß Xaver und war wohl ein wenig lustiger und handfester als die anderen, der zweite, Hans, war vielleicht ein wenig stiller in seiner Art, und der jüngste, Benjamin, war mal fröhlich und ausgelassen und dann wieder ruhig, ganz so, wie ihm gerade zumute war.
Sie zogen also gemeinsam durch die Welt und als sie nichts mehr zu Essen hatten, verdingten sie sich bei einem reichen Bauern. Sie hatten es gut bei ihm und machten ihre Arbeit fleißig und zu seiner Zufriedenheit.
Im Frühjahr teilte der Bauer jedem ein Feld zu. Sie sollten es bestellen und im Herbst die Ernte einbringen. Also pflügten sie und eggten den Acker, und nachdem der Boden so gründlich bereitet war, maß der Herr aus einem Scheffel jedem ein Säckchen Weizen zur Aussaat ab. Sie machten sich nun daran, ihr Feld abzuschreiten und das Korn auszubringen. Hans schaute zuvor aber in den Sack und merkte, daß das Saatgut nicht von großer Güte war. Es war mit Unrat, Unkrautsamen und verdorbenem Korn vermischt. Er setzte sich also hin und verlas es, um nur das kräftige, gesunde Korn auf seinem Acker auszustreuen.
Xaver und Benjamin waren schnell fertig und holten nun den Hans ab. Im Wirtshaus war heute Tanz. Dort wollten sie dabei sein. Hans saß aber noch da und verlas das Korn.
"Bist du noch nicht fertig? Los, mach schnell!" riefen sie ihm zu.
Aber Hans schickte sie schon vor. Er wollte dann nachkommen, wenn er mit Auslesen und Aussäen fertig wäre.
"Ach was, verteil es einfach auf dem Acker, das gute Korn setzt sich schon durch und das andere geht ein," meinten die beiden. "Spute dich, wir warten derweil."
Aber Hans ließ sich nicht beirren. Die beiden zogen los.
Hans fuhr bedächtig bei seiner Arbeit fort, das gute Korn auszusondern, und die Vögel des Himmels kamen und halfen ihm dabei.
Es wurde Sommer. Das Wetter ließ die Frucht wachsen und es versprach, eine gute Ernte zu werden. Und so war es. Xaver und Benjamin ernteten einen großen Scheffel voll Weizen und Hans derer drei. Der Herr war zufrieden.
Im nächsten Jahr gab der Herr wieder jedem ein Feld und ein Säckchen Saatgut.
"Sag mal, Hans," fragte Benjamin, "wir hatten alle den Boden gleich gut bereitet, und dennoch hattest du mehr Ertrag auf deinem Acker. Laß uns doch das Stück Land tauschen, dann kann ich auch mal mehr abliefern."
Hans lächelte, er tat Benjamin gern den Gefallen. "Achte auch auf dein Korn, das du säst!" rief er Benjamin hinterher, der freudig das Feld bestellen ging.
Als Xaver kam, Benjamin ins Wirtshaus abzuholen, saß dieser und verlas auch Korn.
"Was tust du denn da? Hans hatte halt den besseren Acker," meinte Xaver.
"Aber ich denke doch, daß ich den Unkrautsamen herauslesen sollte. Ich bin ja schon zur Hälfte fertig."
"Ach Quatsch, das ist unnötig. Komm schon!" forderte Xaver auf.
Benjamin ließ sich bereden und ging mit. Hans aber saß da und verlas sein Korn und die Vögel des Himmels kamen und halfen ihm dabei.
Der Sommer war wieder gut, und wie die Frucht wuchs, so verbreitete sich auch das Unkraut. Es war dieses Jahr so viel, daß es die Frucht bald zu ersticken drohte. Mit dem Unkraut aber wuchs in Xaver auch der Neid auf Hans, dessen kräftiger gesunder Weizen sich erhaben über dem Unkraut erhob. Dieses Jahr erntete Xaver wiederum einen Scheffel, Benjamin zwei und Hans fuhr drei Scheffel ein. Der Herr war zufrieden mit den dreien. Aber in Xaver nagte es. Er hätte gern mindestens soviel geerntet wie Hans und er meinte, der gute Ertrag müßte nicht mit rechten Dingen zugehen. Er begann, dem Hans das Leben schwer zu machen, wo er nur konnte.
Auch im dritten Jahr ging's nicht anders und Hans hatte wieder den höchsten Ertrag. Aber diesmal wollte Xaver ihm den Erfolg nicht gönnen und trachtete danach, die Ernte des Hans zu vernichten. Er lockerte ein Rad am Fuhrwerk des Hans. Es würde rechtzeitig bei er Schlucht lose sein, wo der Wagen in die Tiefe stürzen mußte. Die Schlucht kam näher und näher, aber das Rad löste sich nicht, wie er es sich vorgestellt hatte. Da wollte er nachhelfen. Der Wagen kippte und riß ihn mit in die Schlucht.
Tief unten lag Xaver unter dem Wagen. Die Leute liefen zusammen, schüttelten die Köpfe und gingen wieder. Da war nichts mehr zu machen. Es wäre zu gefährlich hinunterzusteigen und eh, der lebte bestimmt nicht mehr. Gott sei seiner armen Seele gnädig.
Auch Hans und Benjamin schauten hinab und Benjamin, der alles gesehen hatte, was geschehen war, sagte es Hans. Wortlos nahm Hans ein Seil und knüpfte es um. Dann reichte er das Ende des Seils Benjamin.
"Halt fest."
"Du willst doch nicht hinabsteigen, das ist lebensgefährlich!" rief Benjamin. "Er hatte dir das Leben so schwer gemacht, dafür hat er jetzt seine gerechte Strafe bekommen."
Doch Hans kletterte hinab. Er barg Xaver unter großen Mühen und brachte ihn herauf. Xaver war schwer verletzt, aber er lebte noch. Hans machte alles, um ihm seine frühere Gesundheit wiederzugeben. Viele Wochen wachte er bei Xaver und pflegte ihn. Als Xaver endlich bei Bewußtsein war, erzählte ihm Benjamin, was sich seit dem Unfall zugetragen hatte.
Lange Zeit läßt Xaver die Pflege stumm über sich ergehen. Aber endlich hält er es nicht mehr aus und er fragt den Hans:
"Warum tust du das?" und Hans antwortet: "Ich säe Korn."

Bildnachweise
Acker unter Schnee: ©Susanne Schmich / pixelio.de
Acker gepflügt: ©Gabriele Planthaber / pixelio.de
Weizenkörner: ©M. Großmann / pixelio.de
Grüner Weizen mit Mohn-/Kornblumen: ©knipseline / pixelio.de
Reifer Weizen: ©Rainer Sturm / pixelio.de
Strohballen: ©Uschi Dreiucker / pixelio.de
Brotsorten: ©Rainer Sturm / pixelio.de

Aus den Originalbildern wurden Bildausschnitte verwendet.

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