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Barden und Sänger

Aus den Triaden des Wissens

Die drei Aufgaben der Sprache

  • Rezitieren
  • Argumentieren
  • Geschichten erzählen
Die keltische Welt kannte oder wollte keine Schriftlichkeit. Um ihr Wissen zu erwerben, zu behalten und zu vermitteln, bedienten sich die Kelten einer Reihe von komplizierten Erinnerungstechniken, von denen die verbreitetste die Triade von drei Elementen war. Dabei enthält das letzte Element die wichtigste Botschaft - hier: Geschichten erzählen. Eine ernsthafte Angelegenheit, derer sich alle Völker und Religionen bedienten. Denn eine Geschichte knackt den diskursiven Geist der Menschen und dringt in die tieferen Schichten seines Wesens ein. So kann man ihm manches übermitteln, was sein Verstand ablehnen würde.
mystische Waldstimmung

Eine kleine Vorrede zum Thema Barden und Sänger

Codex Manesse, Walter von der Vogelheide
Ausschnitt aus: Codex Manesse
Walter von der Vogelheide
Universität Heidelberg

Geheimnisvoll ist uns diese Zeit, in der Barden und Sänger in der keltischen und germanischen Welt bis weit in das Mittelalter hinein ihre Wirkung entfalteten, denn es ist uns nur wenig schriftlich überliefert. Wenn schriftliche Aufzeichnungen vorliegen, so haben diese die Feinde, also die Römer, später christliche Mönche, verfaßt. Sie betrachteten diese Völker von außen, haben manches beschrieben, vieles wurde durch die Brille der Angst gesehen und allerhand interpretiert mangels besseren Wissens.

Als ich den Entschluß gefaßt hatte, etwas über Barden und Sänger auf meiner Erzählerinseite zu berichten, dachte ich, das ist mit ein paar Zeilen schnell geschehen.
Ich fühlte mich mit dem, was ich als Erzählerin tue, in der Tradition der Barden stehend. Also die Menschen unterhalten, Gemeinschaft stiften durch Geschichten, Gesang und Musik - die Unterhaltung schlechthin über Jahrtausende hinweg. Dabei fließen durchaus auch Elemente des Tanzes und des Schauspiels mit hinein. Das heißt, ein Mensch, der so unterhält, braucht ein Gegenüber, einen anderen Menschen. Mir war nicht klar, wie umfangreich dieses Vorhaben sich gestalten würde.
Die spannende Frage wird nun für mich sein, ob da noch mehr dahinter steckt, als ich bisher annahm, und welchen Stellenwert die Unterhalter hatten. Auf diesem kleinen Streifzug möchte ich Sie gerne mitnehmen und Sie köstlich unterhalten.
Nun fahre ich fort mit den Triaden des Wissens, denn dies scheint mir die ursprünglichste aller Quellen dafür zu sein, welche Aufgabe die Barden hatten und welche Fähigkeiten sie dafür mitbringen mußten.

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Die Triaden des Wissens als Regelwerk

In Form von Triaden war das Wissen der Kelten niedergelegt: das Gesetz, die Regeln der Dichtung, alle Arten von Tradition, soziale Regeln. Die riesige Menge an Information, die ein Druide oder Barde erhielt, konnte dadurch besser erlernt und behalten werden.
So maßen die Kelten dem Wissen eine besondere Bedeutung bei:

keltische Hunde

Die drei Quellen des Wissens

  • Denken
  • Intuition
  • Lernen

Zusätzlich dazu und darüber hinaus war für Barden folgendes niedergelegt:

Die drei Quellen des Wissens eines Barden

  • das Wissen des Gesangs
  • das Wissen der bardischen Geheimnisse
  • die innere Weisheit

Und dies führt zu dem, was von einem Barden unter anderem erwartet wurde:

Die drei Vergnügungen der britannischen Barden

  • Weise sprechen
  • Weise handeln
  • Frieden und Harmonie vermitteln




keltischer Vogel

Barden - Filid - Druiden

Der Stand der keltischen Druiden unterteilte sich nach der Überlieferung antiker Autoren wie Strabo, Diodorus oder Athenaios in Barden, Filid (Vaten) und Druiden. Es war eine angesehene, hochbezahlte Bevölkerungsschicht, deren oberste Ränge königgleichen Status hatten.
Während in den früheren Jahrhunderten noch eine deutliche Aufgabenverteilung erkennbar war, überlagerten sich die Aufgaben in späteren Jahrhunderten und die Grenzen verwischten. Der Begriff Fili und Barde wurde austauschbar, besonders, nachdem die Druiden durch die römischen Machthaber und später durch die Christianisierung zurückgedrängt und geächtet wurden. Darauf übernahmen die Filid auch Aufgaben, die ursprünglich nur den Druiden vorbehalten waren.

Betrachten wir nun die einzelnen Klassen des keltischen Druidenstandes und deren Aufgabenbereiche:
Für mich stellt es sich so dar, als ob hier eine Spezialisierung stattgefunden hat - sicherlich nach Neigung, aber auch abhängig vom erreichten Ausbildungsstand. Besonders erwähnenswert ist noch, dass dieser Stand nicht ausschließlich Männern vorbehalten war. Es gab auch weibliche Angehörige des Druidenstandes.
Ein erster grober Überblick:
Die Aufgaben innerhalb der drei Gruppen überlappten sich teilweise. Die Druiden waren die Priester, Magier und Schiedsrichter in Rechtsstreiten, die sich mit den Filid die Rolle der Seher teilten. Die Filid waren Wahrsager und Dichter, die sich vor allem auf magischen Gesang und auf Satire spezialisierten. Die Barden übten ebenfalls die Dichtkunst aus und waren mit der großen Verantwortung betraut, die Geschichte des Stammes zu wahren und fortzuschreiben. Innerhalb dieser Gruppen gab es weitere Spezialisierungen, was auch die Kunst des Gesangs, der Dichtung, des Spiels von Musikinstrumenten und weiteres einschloss.

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Die Druiden

Die Druiden waren die mächtigsten und im Rang höchststehenden Mitglieder des Druidenstandes.
In ihrer Funktion als Priester überwachten sie die jährlichen Festtage für die Götter und leiteten die heiligen Feierlichkeiten. Als Hüter des heiligen Kalenders waren sie auch damit betraut, die geeignetsten Tage für Aussaat und Ernte zu ermitteln und wann der günstigste Zeitpunkt dafür ist, in den Krieg zu ziehen oder Könige zu krönen.
Neben ihren religiösen Pflichten hatten sie auch die Oberaufsicht über das keltische Rechtssystem. Sie wurden hinzugezogen, alle Arten von Streitigkeiten zu schlichten. Sie führten den Vorsitz über zivile Angelegenheiten, wie Grenzstreitigkeiten oder die Aufteilung von Besitztum, handelten mit den Parteien Verträge aus und trafen Vereinbarungen zwischen einzelnen Gruppen, Stämmen und sogar Königen. Ihre intensive Ausbildung gab ihnen unermessliche Autorität in Rechtsangelegenheiten. Sie waren jederzeit zur Hand, ihren Herrscher in Rechtsfragen zu beraten. Als Botschafter und Unterhändler unternahmen sie weite Reisen, um Verträge und Handelsabkommen zwischen Stämmen zu schließen.
Weise Richter
Die Kelten hatten ein kompliziertes, verschlungenes System des Ausgleichs und des Gleichgewichts. Strafen für Vergehen mussten mit viel Fingerspitzengefühl und Kenntnis des Rechtssystems zwischen der schwere der Tat, den Beziehungen unter den beteiligten Parteien und des Standes von Täter und Opfer abgewogen werden. Zivile wie auch kriminelle Verstöße hatten gewöhnlich Bußen zur Folge, die vom Täter oder dessen Familie/Sippe zu leisten waren. Die Druiden entschieden über das Schicksal von Straftätern und über die Durchführung der Strafe, was immer die Götter bestimmten. Auf manchem stand die Todesstrafe. Ihr Vollzug wurde von den Druiden als Opfer an die Götter in ritualisierter Form dargebracht.
Besondere Zuständigkeiten
Es gab zahlreiche weitere Pflichten für die Druiden der Priesterklasse. So waren sie die Meister der religiösen Gesänge und ihnen war als Vorsänger die rituelle Beschwörung der Götter vorbehalten. Sie führten als Arzt Operationen durch und hatten profunde Kenntnisse über die Wirkung und den Gebrauch von Drogen, Betäubungsmitteln und Rauschgiften.

Die Filid

Die Filid des Druidenstandes waren als Seher, Poet, Komponist, Ratgeber, Wahrsager und Heiler tätig. Während die Druiden das Amt des hohen Priesters und obersten Richters ausübten, waren die Filid mehr für das Volk zuständig.
Zusätzlich zu ihren Pflichten als Bewahrer heiliger Gesänge und Erzählungen, komponierten sie, sahen in die Zukunft und unterhielten mit Rätseln und politischer Satire.
Sie verdienten ihren Unterhalt, indem sie für ihre Herren Heldenlieder komponierten und für Unterhaltung durch Spott über Feinde, Satire, Geschichten oder durch Wahrsagen sorgten. Doch der Spott eines Fili war nicht einfach Unterhaltung oder gesellschaftliche Kritik, sondern wirkte als mächtiger Zauber, der vernichtend für den Empfänger eines Spottliedes sein konnte. Ein Herr, der sein Honorar nicht gebührend bezahlte musste sich ebenfalls vor dem Spott des Fili fürchten.
Wahrsagen (auch: Ruten gehen) war eine der wichtigsten Aufgaben eines Druiden/Fili.

Die Barden

Für die Kelten waren Worte wirksame Magie und keine Worte waren zaubermächtiger als die des Barden. Barden hatten auch die Aufgabe eines Poeten, doch das Spezialgebiet war die Lobrede/der Lobgesang auf die Helden und Herrscher und die verwandtschaftlichen Verquickungen. Ein keltischer Krieger/Held erhielt Unsterblichkeit durch hervorragende Taten auf dem Schlachtfeld, doch ohne die stete Erinnerung an seine Heldentaten durch den Barden würde der Krieger in Vergessenheit bei seinem Volk geraten.
Die Ausbildung eines Barden dauerte lange, denn er musste viel erlernen und abrufbereit halten:
hunderte von Liedern, verwickelte Stammbäume, Verwandtschafts- und Abstammungsbeziehungen, herausragende Taten der Ahnen, Geschichte des Volkes und der Sippe und ihre Taten.
So war der Barde der Hüter der Identität seines Stammes. Ohne ihren Barden hätten die Kelten keinen Sinn gehabt für ihren Stellenwert in der Geschichte, über ihr wo, woher und wohin.

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keltische Schmuckleiste

keltische Schmuckleiste
keltische Riemenschuhe

Bildung und Kleidung

Aus der Comic-Serie Asterix und Obelix wissen wir alle, dass Druiden in weiße Roben gekleidete alte, graubärtige und grauhaarige Herren waren. Weit gefehlt.
Zwar ist die Dauer der Ausbildung eines Druiden sehr lange, man spricht in den Quellen von 12 bis 20 Jahren. Doch je nach dem, in welchem Alter ein Mensch zum Druiden berufen wurde, konnte ein Mann oder eine Frau in den besten Lebensjahren damit fertig sein. Die "Berufskleidung" der Druiden war sehr auffällig. Sie kleideten sich in farbige, schillernde Gewänder und trugen Kopfbedeckungen, die mit Federn geschmückt waren.
Wer konnte in den Druidenstand treten? Jeder der dazu berufen war. Das heißt, man konnte nicht selbst bestimmen, ich lerne jetzt Druide, Fili oder Barde, so wie man jeden beliebigen Beruf erlernt. Es mussten besondere Umstände hinzutreten, die es für jeden augenfällig machten, dass dieser Mensch zum Druidenstand geboren war.
Die dann eintretende langjährige intensive Bildung spielte eine Schlüsselrolle, die ihren gesellschaftlichen Status bestimmte. Sie gehörten zur hochgebildeten, hochbezahlten Elite und hatten das Recht, sich im ganzen Land frei zu bewegen, auch zwischen den Königreichen. Die Filid und Barden nahmen je nach erreichtem Bildungsfortschritt unterschiedliche Ränge ein. Der oberste Rang war der des Ollams. Die verschiedenen Ränge bedienten auch die unterschiedlichen Schichten der Bevölkerung. So ist es nicht verwunderlich, dass Könige lieber die Lobrede von einem Ollam verfasst haben möchten und ihn als Ratgeber um sich haben, als einen niederen Rang.
Sie waren professionelle Poeten, intensiv gebildet in Grammatik, Verslehre, Aufbau und Komposition von Texten, um die Sprache in all ihrer Pracht anwenden zu können. Ihre Bildung nützten sie denn auch, um in vorteilhaften Positionen, die in unterschiedlichen gesellschaftlichen Zusammenhängen standen, Einfluss auszuüben.
keltisches Beil

Die Macht der Druiden

Wir hatten oben schon angesprochen, daß das Wort eine reale Macht darstellte, besonders im Mund eines Angehörigen des Druidenstandes. Ebenso verlieh ihnen ihre Bildung ein besonderes Verhältnis zu Macht und deren Beeinflussung.
Das mächtigste Instrument jedoch war das "Gaes", das ein Druide jemandem entgegenschleuderte. Dies ist eine Art Bann, Verwünschung, heiliges Tabu. Das Gaes war eine magische Verpflichtung oder bindende Verfügung, die der Empfänger des Gaes unbedingt anerkennen mußte. Wenn er das Gaes nicht erfüllte, konnte ihm das Entehrung, Unglück oder Tot bringen.
Allerdings erzählen uns irische Märchen, daß ein Gaes auch von anderen Menschen über jemanden verhängt werden konnte, wie zum Beispiel in der irischen Erzählung "Conn-Eda", wo sich der Thron-Erbe Conn-Eda und seine königliche Stiefmutter gegenseitig unter ein Gaes stellen.
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keltische Harfe

Schulen - Tutorschaft

Bisherige wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit der Ausbildung von Poeten beschäftigten, sprechen oft von Schulen und beziehen sich auf Schulen des Geistes wie auch Einrichtungen der Lehre. Aufgrund von Einträgen im Sanas Cormaic erscheint jedoch das poetische Bildungssystem als eine Tutorschaft eines Ollams mit seinem Schüler. Schüler (einer, vielleicht auch mehr) haben sich einem Ollam angeschlossen, sind mit ihm gezogen und haben wohl auch bei ihm gewohnt. Dabei wurden sie mündlich und praktisch unterwiesen. Auf diese Art könnte es sein, daß die Wohnstätte eines Poeten oder die Wohnstätten mehrerer miteinander verbundener Poeten als schulische Einrichtung angesehen werden konnte. Die Unterweisung von Schülern war auch eines der finanziellen Standbeine von Poeten. Die Überprüfung des erreichten Lernfortschritts der Schüler erfolgte nicht durch den Tutor, sondern durch einen anderen dafür qualifizierten Poeten. Aufgrund des Vertragsverhältnisses zwischen Tutor und Schüler hatte der Tutor die Verantwortung, Wissen zu vermitteln, die Fähigkeiten seines Schülers zu fördern, ihn zu fordern und zu ermutigen. Da die Qualität von Können und Wissen des Schülers auf den Lehrer zurückfiel, war der Ollam bestrebt, seinen Schüler möglichst gut zu unterrichten und der Schüler legte im Gegenzug alles darein, gut abzuschneiden, um seinen Lehrer nicht zu beschämen.
keltisches Pferd

Ränge und gefordertes Wissen von Filid/Barden

Im Uraicecht na Ríar werden die Ränge für Filid (Poeten) wie folgt ausgewiesen: fochloc, macfuirmid, dos, cano, clí, ánruth und ollam. Bei der Prüfung der Qualifikation werden betrachtet: Status der Eltern oder Großeltern des Poeten, seine Fähigkeit, sein Ausbildungsstand. Für jeden Rang war ein bestimmtes Wissen und Können gefordert. So wurden von einem Barden/Filid im obersten Rang eines Ollam 300 schwierige Metren, 250 Geschichten ersten Grades und 100 Geschichten zweiten Grades abverlangt. Es war dazu eine Ausbildungsdauer von mindestens 12 Jahren erforderlich. Er konnte dann ein Gewand mit purpurfarbenen Federn tragen und einen Stab, der seine Würde/sein Amt ausdrückte.
Daneben gab es noch Ränge unterhalb dieser Hauptränge. Diese schienen ungelehrte Poeten zu bezeichen. Das waren die taman, drisiuc und oblaires. Ihre Honorare waren nicht mehr als ein Hungerlohn und ihre Vortragskunst war offenbar unangenehm zu hören.


Fortsetzung folgt

Die zugrunde liegenden Quellen:
Keltische Clips: ©Cari Buziak www.aon-celtic.com



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